Warum es nötig war die Touch Bar aus MacBooks zu entfernen.

Vor ein paar Tagen war es soweit: Apple hat seine neuen MacBooks vorgestellt. Ich saß also um 19 Uhr vor meinem PC und habe dem Elektro-Track gelauscht während ich auf den Beginn der neuen Keynote gewartet habe. Dann ging es los und ich wurde direkt geflasht! Ein Intro wie dieses holt mich als Musiker genau ab. Ein anscheinender Hobbymusiker der in seiner Garage Applesounds sampled und daraus, natürlich in Garage Band, wie könnte es in einer Garage auch anders sein, einen echt nicht schlechten Song bastelt. Ich war also schon auf Musik gefixt. Dann ging es auch los und Apple hat den neuen Musikservice angekündigt, der jetzt nur noch die Hälfte kostet und in etwa das gleiche kann. Beeindruckend! Dann ging es los mit den neuen AirPods und auch ohne, dass ich sie hören konnte habe ich gefühlt, dass sie gut sein müssen, denn Apple hat ja extra für diese neue Lautsprecher entwickelt und sie kosten nicht mal viel mehr als die alten. Nur knapp 30€. Das geht ja voll! Und dann die neuen HomePod minis! In Rot, Blau und am wichtigsten Gelb! Ich bin vor Freude, dass ich mir noch keinen gekauft habe fast vom Stuhle gefallen! Das Gelb sieht einfach so extrem amazing aus!

Aber dann kamen wir zu dem Punkt, auf den ich seit Monaten gewartet habe. Seit ich davon gehört hatte, dass Apple einen neuen Prozessor vorstellen will habe ich nur darauf gewartet dieses, gar sicher erneute, Meisterwerk der Computertechnik zu sehen. Und dann war es so weit und auch, wenn es dieses Mal viele Datengrafiken waren war ich absolut begeistert! Diese Leistung bei der wenigen benötigten Energie! Was das genau für mich bedeutet egal! Was genau das für den Herstellungsprozess bedeutet oder wie genau das erreicht wurde? Egal! Es klingt geil! Mehr Akku und dazu noch mehr Leistung! Und dann kam noch so ein Chip! Der nochmal mehr kann! Ich bin vor Begeisterung auf meinem Stuhl fast geplatzt!

Doch was ist ein Chip ohne PC der ihn nutzt? Also ging der erste Showcaseclip für die neuen MacBook Pros los und es war genau in diesem Moment, dass ich meine Begeisterung verlor. Ich sah einmal. Ich sah zweimal! Sie war nirgends zu sehen. Die Touch Bar ist weg! Natürlich die ganzen Anschlüsse die jetzt ohne Adapter alles mögliche erreichbar machen, natürlich der geniale Prozessor, aber wo ist die Touch Bar? Die gesamte Keynote über war ich mit dem Freund, der mich von Android auf IOS geholt hat per Chat verbunden und ihm schien es garnicht mal aufzufallen, dass die Touch Bar weg ist. Der war nur begeistert über die Anschlüsse. Ich dachte mir: „okay. Vielleicht sagen die da ja gleich noch was zu und kündigen ein neues viel besseres Feature an“, aber nein. Die sagten nur, dass die zu der Tastatur zurückkehren, die „Ihre Pros“ so lieben und schätzen und ich saß da und dachte mir nur so „Wow“. Ab diesem Punkt war mein Enthusiasmus für die Keynote vorbei! Das Feature, dass ich als alleinige Kaufentscheidungen zwischen einem MacBook Air oder Pro angesehen habe ist weg. Ich war entgeistert. Aber dann hörte ich sinngemäß „nun zum Display“ Und hatte kurz die Hoffnung, dass die die Touch Bar weggenommen haben, weil die natürlich bei einem Touch Display absolut unnötig wäre, wurde aber doch wieder enttäuscht. Kein Touch im Display. Nicht mal ein OLED Display. Das hätte mir ja noch den Tag gerettet, aber Apple stellt lieber ein leicht modifiziertes LCD Display als Weltneuheit vor. Natürlich wurde dann ganz nebenbei noch erwähnt, dass das Display sich von der Herzfrequenz jetzt an den Inhalt anpasst, wie es schon die neuen iPhones können, aber das war mir nicht mehr wichtig. Ich war verwundert. Als es dann zum Preis kam habe ich mich zwar gefreut, aber das, was ich erwartet hatte, nämlich, dass das „alte“ MacBook günstiger wird, blieb aus.

Als wir dann zurück bei Tim Cook im Garten vom Apple Park waren und die Vorstellung der MacBooks damit offiziell abgeschlossen war habe ich mal eben auf die Uhr geschielt und fest mit einem „One more thing“ gerechnet. Einer Masche, die Apple in den letzten Jahren immer wieder angewandt hat. Am Ende, wenn jeder damit rechnet, dass alles vorgestellt wurde noch einen letzten Knüller zu zeigen und irgendwie hoffte ich auf irgendwas mit Touch, dass den Verlust der Touch Bar wieder wett machen kann. Schließlich entfernt Apple ja sicherlich nicht etwas so revolutionäres wie ein eigenes Touch-Display in der Tastatur wie die Touch Bar ohne Grund. Aber einmal mehr wurde ich enttäuscht, als der Abspann anfing. Bisher habe ich den Corona-Abspann sehr genossen. Immer waren kleine lustige Eastereggs drin, aber von dieser Keynote könnte ich es nicht mal sagen. Ich war zu …, ja, verwundert um auch nur auf solche Späße zu achten. Ich zog also Bilanz: neues Apple Music Abo für den haben Preis. Okay. Jetzt könnte Spotify’s Reaktion interessant werden. Neue AirPods. Ja. Okay. Nichts für mich, aber mit Sicherheit absolut genial für viele Leute. Ich bin mit meinen erstmal zufrieden. Neue HomePod Farben. Ach ja! Die waren ja genial! Der, nein die neuen Prozessoren! Genau! Das, worauf ich wirklich gewartet hatte! Und dann die MacBooks für diese Prozessoren. Ja. Naja. Mehr Anschlüsse! Ja genau. Das war ja super! Bis zu vier Bildschirme ohne einen einzigen Adapter! Wie? Keine Ahnung, aber Apple würde niemals lügen, also absolut genial! Und MagSafe. Ja. Okay. Ich hatte zwar noch nie Probleme mit Thunderbolt aber naja. Ach warte! Da ist ja auch noch Thunderbolt drin! Also beides! Ja genial! Super! Das heißt dann ja, dass ich mir aussuchen kann, welche Technik ich verwenden will! Hmm. Aussuchen.

Meine Gedanken überschlugen sich bis ich zu diesem Punkt kam. Warum genau hatte Apple einem nicht die Möglichkeit gegeben sich auszusuchen, ob man die, von mir so geliebte, Touch Bar oder die Tastatur mit dem Design, dass schon meine 2012er Bluetooth Tastatur hat, haben möchte? Gab es wirklich so eine schlechte Resonanz zur Touch Bar? Wenn ja, warum war die dann mehrere Jahren in den MacBooks drin? Ich ging also mit dem Gedanken ins Bett.

Heute schickt mir der Freund, der mich zu Apple gebracht hat einen Videoausschnitt darüber, dass sich jemand freut, dass die Touch Bar weg ist. Um mich zu ärgern, oder um mir zu zeigen, dass ich mit meiner Meinung alleine bin? Keine Ahnung. Auch egal. Ich fange in jedem Fall an für die Touch Bar zu argumentieren. „Ich finde sie super!“, „Für mich war Sie das(!) Kaufmerkmal!“, oder „So etwas innovatives haben ich lange nicht mehr gesehen.“ fällt. Bis mir auffällt, dass ich einen anscheinenden Kritikpunkt an der Touch Bar nachvollziehen kann! Sie ist nicht, wie es so modern heißt, taktile! Man merkt also nicht, wenn man etwas gedrückt hat, oder ob man auf der Taste ist, die man treffen will. Mann muss also immer hinsehen um auch das zu drücken, was man will und den Ton aus zu schalten und nicht „will“ in „willkommen“ zu verändern. Tja. Ich merke also, dass ich selber etwas an der Touch Bar auszusetzen habe. Gleichzeitig kommt mir jedoch auch schon eine Lösungsidee. Auf meinem Schreibtisch steht ein Streamdeck von Elgato. Das ist, wie meine Mutter sagen würde, eine Box mit Knöpfen. Aber anstatt nur Knöpfe mit Einmalbelegung zu haben, wie es die neue Tastatur anscheinen haben soll, haben diese Knöpfe einen Bildschirm. Man kann sie also verändern. Das wäre doch die Lösung für die Touch Bar. Dann könnte man sowohl die Belegung so einstellen, wie man will und trotzdem spüren, wenn man auf der richtigen Taste ist!

Es ist an diesem Punkt, dass ich anfange mich zu fragen, was Apple eigentlich vorhat? Sie sind auch dieses Jahr nicht mit einem OLED-Display um die Ecke gekommen, während andere Firmen 4k QLED-Displays mit Touch in ihre Notebooks einbauen, ohne auch nur zu zögern. Sie entfernen die Touch Bar ohne wirklichen Ersatz, während andere Hersteller die Trackpads ihrer Notebooks zu extra Displays machen auf denen man sogar als Zweitbildschirm beim programmieren YouTube laufen haben kann! Was genau hat Apple also vor? Sie bringen einen Laptop raus, der vom Design (nur so nebenbei. Sieht das neue Design nicht original aus wie eine Tupperdose?) genau so von vor vier Jahren sein könnte, nur eben ohne das leuchtende Applelogo auf der Rückseite des Monitors. Anschlüsse wie Sand am Meer, einen Bildschirm ohne Touch und mit nichtmal mit Markstandard vergleichbarem Neigungswinkel ebenso wie eine Tastatur, wie ich sie in meinem 2010er MacBook schon habe. Was hat Apple vor? Mit Schlichtheit von Außen das moderne und absolut geniale Design Innen zu verstecken? Oder waren es doch nur ein paar Fehlentscheidungen und der Zeitdruck, die diese MacBooks Designtechnisch vier Jahre zurück katapultiert haben? Ich weiß es nicht.

Jetzt mag man sich Fragen, warum es mich so sehr aufzuregen scheint, was ein einzelner Konzern in den USA für Entscheidungen trifft und ob ich nichts wichtigeres zu tun habe, als mich über so einen, wie mein Vater sagen würde, Blödsinn aufzuregen. Meine Antwort ist nein. Es ist wichtig sich über so etwas zu ärgern. Vielleicht nicht so viel, wie ich, jedoch sollte man auch nicht alles „schlucken“, was uns big Apple vorkaut. Denn, wenn ich darauf gucke, wie begeistert ich zu beginn dieser Keynote war, hätte ich, wenn die Touch Bar in dem MacBook Standard oder zumindest Sonderausführung gewesen wäre, diese MacBooks mit ihrem Preis, ihrem Tupperdosendesign und mit ihrem LCD-Display auf Schweinchen komm raus verteidigt. Ein Produkt, mit dem man aus technischer und wirtschaftlicher Sicht viel zu meckern haben könnte. Einfach so, ohne jegliche Bedenken, hätte ich es jedem empfohlen, ohne es jemals selbst unter den Fingern oder in der Hand gehabt zu haben. Ist das etwa kein Grund sich zu ärgern? Dass ein „einzelner Konzern in den USA“ mich so einfach aber so sehr von einem Produkt überzeugen kann, dass ich selbst niemals besitzen werde?

Apple hat mich die letzten Jahre so sehr durch ihren wirklich genial gemachten Präsentationen so weit „erzogen“, dass ich immer ein Apple Produkt einem nicht Apple Produkt vorziehen würde, allein, weil es von Apple kommt und nicht zwingend, weil es das beste für mich ist. Das klingt erstmal unnormal, aber ein Fußballbegeisteter Junge würde auch niemals ein Trikot vom FB Bad Nirgendshausen einem von seinem Lieblingsverein vorziehen, auch, wenn ihm das aus Nirgendshausen passen und das andere viel zu klein sein würde. Man hängt halt an seinem Team, an seiner Marke. Finde ich es also unnormal oder bedenklich, dass ich für Apple in jedes Wortgefecht schreiten würde? Ich denke nicht. Jedoch war es für mich gut, durch diesen Shocker mal wieder Apple von außerhalb, also kritisch, zu betrachten.

Am Ende dieses Textes bleiben zwei Fragen: würde ich diese MacBooks verteidigen und was hat Apple sich gedacht und vor? Während ich zu der ersten ganz klar und deutlich ja sagen kann, da allein die neuen Prozessoren, geschweige denn die Anschlüsse oder der größere Bildschirm, die Geräte des Namens Apple würdig machen, habe ich auf die zweite keine Antwort. Ich weiß nicht, ob die Touch Bar wirklich so viele Probleme gemacht hat, wie mein Applefreund sagt und ich bisher nur Glück hatte, ohne Probleme zu leben, ob sie vielleicht einfach wirklich zu viele Nutzer, aus was für Gründen auch Immer, gestört hat, oder ob Apple einfach einen Tiefsinnigen Grund hat, den sie und nicht sagen oder den ich nicht sehen. Was ich aber weiß ist, dass mir dieser Dämpfer in der Keynote geholfen hat nüchterner an diese neuen Geräte rauszugehen und das kann ich wirklich nur als positive Auswirkung auffassen. Also Apple: was auch immer ihr euch dabei gedacht habt: danke dafür, dass ihr die Touch Bar weggelassen habt und auf eine neue Keynote mit neuen, hoffentlich genau so innovativen, Produkten, wie die M1 Familie in 2022.